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Mitglieder der IG BAU in Uganda


21.11.2012

Auf dem Weg zur Arbeit in Uganda.
In seinem früheren Arbeitsleben hat sich Alfred Dilger mehrfach auf fremde Lebensverhältnisse einstellen müssen. Zwei Jahre hat er in der ehemaligen Sowjetunion gearbeitet, ein Jahr lang in Bulgarien, auch in Polen und Rumänien war er tätig. „Von daher habe ich es gelernt, alles auf mich zukommen zu lassen". In diesem Bewusstsein hat er auch seine jüngste Reise angetreten. 16 Tage lang war das Mitglied des Bezirksverbandes MEO der IG BAU und ehemalige Bezirksvorsitzende der Katholischen Arbeitnehmer Bewegung (KAB) im Kreis Kleve in Uganda.Mit ihm unterwegs waren Hans-Gerd Op de Hipt vom KAB-Bezirksvorstand sowie eine sechsköpfige Gruppe aus Kassel, allesamt Mitglieder des Vereins Tohifu, was für Together Hilfe für Uganda steht.

Anlass in das ostafrikanische Land aufzubrechen war für die beiden Niederrheiner ein Projekt in Kooki im Kibaale District (dort war im Juli das Ebola-Fieber ausgebrochen). In Kooki hat der KAB-Bezirksverband Kleve den Bau einer landwirtschaftlichen Berufsschule finanziert. Der Verein Tohifu, der schon seit 17 Jahren Entwicklungshilfe in Uganda leistet, ließ die dazu gehörenden Werkstätten errichten. Ein beeindruckendes Projekt.
Es sollte nicht nur eine informative, sondern vor allem eine unvergessliche Reise werden: Weil gleich 15 Koffer der Reisegruppe nicht rechtzeitig in Entebbe bzw. in Kampala eintrafen, weil sie die erste Nacht im Kolping-Hotel verbrachten, weil sie Kaffernbüffel, Schuhschnäbel, Nilpferde und Elefanten in freier Wildbahn beobachten konnten. Aber weit mehr als alles andere beeindruckten uns die Menschen. Mit einfachsten Mitteln versuchten diese, den Alltag zu meistern und strahlten dabei eine erstaunliche Lebensfreude aus. Bilder von Fahrrädern zeigen, wie diese den Transport von zig Bananenstauden bewerkstelligen oder gar als Möbeltransporter ganzer Wohnungseinrichtungen dienen.
Von Kampala aus startete die Rundreise mit den Stationen Luwero, Hoima, Kakumiro, Kooki, Fort Portal, Buryansungwe, Queen Elizabeth National Park, um dann wieder für den Rückflug in die Hauptstadt Kampala und nach Entebbe zu führen.
Schon in Luwero verschlug es der Reisegruppe die Sprache ob des herzlichen Empfangs an der dortigen Schule. Ordensfrau Sister Agnes stand mit allen Schülern vor dem Gebäude, um die Gäste mit Liedern und Tänzen zu empfangen. Der Schulgeistliche holte sein Akkordeon hervor und spielte die deutsche Nationalhymne. Beim Rundgang über das Gelände erfuhren die Gäste, dass die Schule ihre Lebensmittel weitgehend selbst produziert, zum Beispiel Erdnüsse anbaut und Hühner hält.
 
„Ohne Regeln geht es nicht“. Drei Teacher mit T-Shirts der IG Bauen Agrar Umwelt. Alfred Dilger und Hans-Gerd Op de Hipt in Luwero / Uganda.
Die Gäste schauten sich auch die Pumpe an, mit der dort das Trinkwasser ge- fördert wird. Es ist voller Keime, dort muss dringend was getan werden. Nach der Heimkehr wurden die Gemeinden in Rees und die Verantwortlichen für die Sternsinger-Aktion angesprochen. Eine große Hilfe wäre, wenn die Erlöse aus der örtlichen Sternsinger-Aktion und weitere Spendengelder in dieses Projekt fließen. Bezüglich der Sternsinger-Aktion ist ein entsprechender Antrag von Tohifu an Missio bereits gestellt. Weitere Spenden sind sehr willkommen.
Vorbei an Rinderherden und aus Naturmaterialien gebauten Hütten führte der Weg in die Bischofsstadt Hoima zum St. Simons Vocational Training Centre (VTC), wo junge Leute u. a. zu Schreinern und Motorradmechanikern ausgebildet werden. Abends feierten Einheimische und Gäste gemeinsam Gottesdienst. Die Gäste hatten eine Gitarre mitgebracht und stimmten „Danket dem Herrn", „Dona nobis pacem" und „Rock my Soul" an.
Die nächste Station war das eigentliche Ziel der Niederrheiner. Die VTC-Landwirtschaftsschule in Kooki. Vor rund zwei Jahren ist diese Berufsschule fertiggestellt worden. Die Finanzierung erfolgte mit Spendenmitteln in Höhe von 70.000 Euro aus Aktionen der KAB-Vereine des Bezirksverbandes Kleve. Ein Rundgang durch die Klassenräume und die Werkstätten bewies: Dort muss unter einfachsten Bedingungen ausgebildet werden. Gelehrt wird neben Anbau von Feldfrüchten in Theorie und Praxis, Imkerei und Buchführung. Trotz Einfachheit ein notwendiges und erfolgreiches Projekt. Beide Niederrheiner übernahmen die Patenschaft über eine VTC-Schülerin und einen -Schüler. Kooki ist auch ein Wallfahrtsort für den christlichen Märtyrer Andrea Kaahwa.
Und weiter ging die Reise. Das Leben in Uganda findet am Straßenrand statt. Das belegen Bilder, auf denen am Wegesrand Früchte angeboten oder Möbel geschreinert werden. Und überall sieht man junge Menschen. Einmal war zu hören: „Wir beneiden Sie, weil man in Deutschland so alt werden kann“. In Uganda liegt die durchschnittliche Lebenserwartung nur um die 50 Jahre. Dafür hat man in Uganda etwas, das Deutsche nicht haben. „Ihr habt die Uhr, wir haben die Zeit", so war ein anderes Mal zu hören.
In Fort Portal stand der Besuch eines Priesterseminars auf dem Programm und in Ibanda (in der Nähe von Buryansungwe) lernte die Reisegruppe ein Baby-Haus kennen, eine Einrichtung, in der ausgesetzte Säuglinge ein Heim finden. So schrecklich der Grund für die Notwendigkeit dieses Heims ist, so tröstlich wirkten das Haus und das dortige Engagement auf uns. Auf der Reise erfuhr ich von meiner Frau vom Tod meines Bruders. Die erfahrene Anteilnahme hat mich sehr bewegt.
Nach einer 36-stündigen Reise vom Queen Elizabeth National Park über Kampala, Entebbe und Istanbul mit Auto und Flugzeug, landete die Reisegruppe wohlbehalten in Düsseldorf (wieder fehlte ein Koffer). Nach den gemeinsamen Erlebnissen bleiben die Uganda-Reisenden in Kontakt miteinander.
Alfred Dilger