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Protestaktionen im Rheinland am 05.05.2014 - Ohne Bau geht hier bald gar nichts mehr


05.05.2014
Bauarbeiter aus Rheinland machen ihrem Ärger Luft: Sie lassen Schippe und Hammer fallen. In vielen Betrieben und auf vielen Baustellen in der Region Rheinland wird es am Montag dem 05.05.2014 eine „Baupause“ geben – eine Infoaktion. Die IG BAU Rheinland nennt den Grund für die Bau-Proteste...

...an denen Bauarbeiter aus dem gesamten Rheinland teilnehmen werden: „Bei den heimischen Bauarbeitern wächst die Unzufriedenheit“, so die IG BAU.

Anlass seien die Tarifverhandlungen für das Bauhauptgewerbe, die am Montag in die nächste Runde gehen. „Der Haussegen auf dem Bau hängt schief. Es ist eine Mischung aus Wut und Frust, mit der die Bauarbeiter morgens zur Baustelle fahren“, sagt Nicole Simons stellvertretende Regionalleiterin der IG BAU Region Rheinland. Deshalb machen die Bauarbeiter mit ihrer ‚Bau-Pause’ eines noch einmal deutlich: „Ohne den Bau läuft nichts. Straßen und Autobahnen entstehen nicht von alleine. Nur wenn gebaut wird, kann der Verkehr auch fließen.“

Die Gewerkschafterin wirft den Arbeitgebern vor, bei den Tarifverhandlungen „das soziale Empfinden einer Betonwand“ an den Tag zu legen: „Die Bau-Bosse haben nur eines im Kopf: ihren eigenen Profit. Sie weigern sich bei einer ganzen Reihe von Punkten, den Beschäftigten auch nur einen Millimeter entgegenzukommen.“ Genau diese „Profitgier-Liste“ der Bau-Arbeitgeber steht im Mittelpunkt der Baustellenaktion auf der Baustelle am Autobahnkreuz Kaarst.

Im Fokus dabei: Die Forderung der Arbeitgeber nach einer Verlängerung der Arbeitszeit auf 10 Stunden pro Tag, wenn es beispielsweise um den Straßenbau geht. „Den Bau-Bossen ist es egal, ob ein Bauarbeiter morgens um 5 Uhr oder schon um 4 Uhr aufstehen muss, um pünktlich zur Arbeit zu kommen. Hauptsache, 10 Stunden durchschuften. – Aber das kann’s nicht sein. Da machen wir nicht mit“, sagt Nicole Simons.

Darüber hinaus ist der IG BAU Rheinland die Fahrtkostenerstattung ein Dorn im Auge. Es geht um die Fahrten zu den Baustellen, für die die Bauarbeiter Tag für Tag ihren Privatwagen nutzen. „Hohe Spritpreise machen ihnen dabei enorm zu schaffen. Hier sind die Arbeitgeber bei steigenden Fahrtkosten nicht bereit, seit zwei Jahren auch nur einen Cent mehr dazuzugeben“, so Nicole Simons.

Die IG BAU-Vize-Regionalleiterin macht die Dimension, um die es geht, klar: „Wir reden hier nicht nur über zehn oder 15 Kilometer. Das sind oft enorme Strecken quer durchs Rheinland und durchs Land am Niederrhein, bei denen die Baubeschäftigten kräftig draufzahlen – Kilometer für Kilometer. Bei den aktuellen Spritpreisen auf stur zu schalten und nichts anzubieten, ist unverschämt. Das ist ein ‚Spritgeld-Aderlass’, den die Bau-Bosse machen. Es ist schon ziemlich dreist, wenn die Arbeitgeber von den Beschäftigten verlangen, einen Großteil der Fahrtkosten aus eigener Tasche zu bezahlen“, macht Simons deutlich.

Ähnlich sehe es bei den Kosten für Unterkunft und Verpflegung aus.

„Im Großraum Mülheim-Essen-Oberhausen arbeiten, heißt auch, im Großraum Mülheim-Essen-Oberhausen schlafen. Und das geht ins Geld, wenn man sich extra ein Zimmer mieten und selbst verpflegen muss. Die Bau-Bosse weigern sich, für Beschäftigte auf Fernbaustellen auch nur einen Cent zusätzlich locker zu machen. Seit zehn Jahren tut sich da nichts. Die Summe ist bei 34,50 Euro pro Tag wie eingefroren. Mit dem Geld kommt man längst nicht mehr klar. Selbst dann nicht, wenn man auf einem Campingplatz übernachtet“, sagt Nicole Simons.

Mit den Baustellen-Protesten legt die IG BAU Rheinland den Finger in die Wunde: Viele der heimischen Bauarbeiter kennen das Problem – und sie merken es im Portemonnaie. „Es ist schon ziemlich dreist, wenn die Arbeitgeber von den Beschäftigten verlangen, für ein Zimmer und die Mahlzeiten selbst immer tiefer in die Tasche zu greifen. Baustellen liegen oft in Großstädten und Metropolen. Also genau da, wo die Zimmerpreise in der letzten Zeit explodiert sind. Den Bauarbeitern galoppieren die Kosten regelrecht davon“, sagt Nicole Simons. Sie kritisiert, dass die Bau-Arbeitgeber zusätzliche Kosten auf die Beschäftigten abwälzen wollten. Auch bei den Fahrtkosten sei dies der Fall.

Darüber hinaus geht es den Bauarbeitern in der Region aber auch um eine Lohnerhöhung. „Auch hier schalten die Bau-Bosse auf stur. Sie haben sich lediglich zu einem mickrigen ‚Cent-Angebot’ durchgerungen, von dem sie wissen, dass es unannehmbar ist“, sagt Nicole Simons. Die IG BAU fordere ein Gesamtpaket für zwei Jahre, bei dem von der Fahrtkostenerhöhung bis zur Lohnanhebung ein Plus von 7 Prozent stehe. In diesem Jahr werde die Bauwirtschaft kräftig wachsen – um voraussichtlich 3,5 Prozent, so die stellvertretende Regionalleiterin. Da sei es nur konsequent und notwendig, dass die Löhne am Bau mit der allgemeinen Entwicklung Schritt halten müssten. Die IG BAU Rheinland kündigte weitere Proteste an wichtigen Stellen der Infrastruktur an, sollte die nächste Verhandlungsrunde der Tarifparteien am 5. Mai keine wesentlichen Fortschritte bringen.